Ringwall kreuzt Speicherweltbild

 

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Auf der Internetplattform EIKE wurde unter dem Link
http://www.eike-klima-energie.eu/news-anzeige/speicher-fuer-elektrische-energie-vision-vs-realitaet-um-den-deutschlandweiten-ausgleich-einer-typischen-sechstaegigen-windflaute-zu-ueberbruecken-muesste-man-zuvor-den-starnberger-see-3-kmsup3sup-volumen-auf-das-niveau-der-zugspitze-pumpen/
der folgender Beitrag eingestellt.
Durch einfaches Nachrechnen lässt sich die aufgestellte demagogische Falschbehauptung in diesem Artikel widerlegen, ein Speicher von 20 TWh würde gerade ausreichen, um eine sechstägige Flaute zu überbrücken. Richtig ist, dass mit dieser Kapazität die deutsche Stromversorgung für mehr als die doppelte Zeit überbrückt werden könnte.
Bei EIKE wird gebetsmühlenartig versucht zu belegen, dass eine regenerative Energieversorgung nicht funktionieren kann. Wenn nachgewiesen wird, dass das trotzdem geht, dann wird das hartnäckig bekämpft.
Dieser Artikel mit der Diskussion ab der Stelle, an der ich mich zu Wort meldete wird hier wiedergegeben, weil daraus erkennbar wird, mit welcher einseitigen und engstirnigen Sicht von manchen Leuten versucht wird, energiepolitische Stimmungsmache zu betreiben.

 

---------------------------------------  Anfang des zitierten Beitrags ---------------------------------

Speicher für elektrische Energie, Vision vs Realität! „Um den deutschlandweiten Ausgleich einer typischen sechstägigen Windflaute zu überbrücken, müsste man zuvor den Starnberger See (3 km3 Volumen) auf das Niveau der Zugspitze pumpen"

Erneuerbare Energiequellen wie Wind oder Sonne haben neben den erheblich höheren Stromerzeugungskosten den Nachteil - über die technische Nichtverfügbarkeit hinaus - einer sich wesentlich gravierender auswirkenden dargebotsabhängigen Verfügbarkeit zu unterliegen. Onshore Windanlagen erreichen Benutzungsdauerwerte bezogen auf die Nennleistung von 1.600 h bis 2.000 h und Offshore Anlagen von 3.000 h bis 4.000 h. Das Jahr hat aber 8.760 h, so dass die meiste Zeit zumindest teilweise auf die Inanspruchnahme von Ersatzanlagen oder einem Stromspeicher zurückgegriffen werden muss. Erst das Gesamtsystem Windenergieanlage plus Stromspeicher wäre einem mit Primärenergie betriebenem Kraftwerk technisch ebenbürtig. Da aber die Stromerzeugungskosten einer Windenergieanlage bereits mindestens doppelt so hoch sind wie die Wettbewerbsstromkosten, darf der hinzu kommende Stromspeicher fast nichts kosten. Tut er das?

Aufgrund des EEG geförderten massiven Ausbaus der Wind- und Sonnenstromerzeugung deren Nennleistung bereits in den Mindestlastbereich der E.on Regelzone hinein wächst, ergeben sich einerseits erheblich höhere Stromerzeugungskosten durch schlechtere effektive Ausnutzung dieser Erzeugungseinheiten und andererseits als infolge dessen immer öfter negative Stromhandelspreise an der Strombörse.

Die für die Netzregelung eingesetzten Pumpspeicherkraftwerke reichen bereits heute nicht mehr aus, so dass vermehrt fossil befeuerte Kraftwerke als Regelkraftwerke eingesetzt werden müssen: „Um den deutschlandweiten Ausgleich einer typischen sechstägigen Windflaute zu überbrücken, müsste man zuvor den Starnberger See (3 km3 Volumen) auf das Niveau der Zugspitze pumpen (20 TWh).“

Von den technisch möglichen großen Stromspeichern, die da sind: Druckluft-, Pump- oder Wasserstoffspeicher könnte aus heutiger Sicht nur die chemische Energiespeicherung durch Wasserelektrolyse auf indirektem Weg ausreichende Kapazität bieten. Hierbei müsste überschüssiger Wind- oder Sonnenstrom benutzt werden, um Wasser elektrolytisch in seine Hauptbestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zu zerlegen. Ohne EEG - Förderung würden Energieversorger ihren Kapitalgebern gegenüber betriebswirtschaftlich begründet keine Windkraft- oder Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung einsetzen können, sondern den vorhandenen Kraftwerkspark optimieren und durch neue Kraftwerke, auch Kernkraftwerke ergänzen. Auch Regelenergie ist mit konventionellen Kraftwerken - etwa Gasturbinen - günstiger bereitzustellen, als mit Wasserstoff als Basis für die Spitzenstrombereitstellung über Brennstoffzellen. 

Zum Verhalten in der Öffentlichkeit zum Zeitgeist, oder wie man auch sagt, zum Mainstream, hatte sich schon vor über 125 Jahren der damalige Reichskanzler Otto von Bismarck sehr trefflich geäußert:  

 „Die Wahrheit hat es gegen die Lüge immer schwer, wenn die Öffentlichkeit die Lüge glauben will.“ 

Das ist wohl auch heute noch so, denn: 

Ingenieure suchen Wahrheiten, Politiker suchen Mehrheiten. 

Prof. Dr. Alt Aachen

Siehe auch pdf Anhang

Anmerkung der Redaktion: Zur Kapazität von Pumpspeicherwerken - hier Goldisthal (Zitat aus (1)):

Allerdings sind die Verluste bei diesem Verfahren groß (ca. 20 %), die Kosten entsprechend hoch und die Anforderungen an die Topologie dieser Pumpspeicherwerke nur in sehr wenigen Fällen erfüllbar. Das größte deutsche Pumpspeicherwerk Goldisthal in Thüringen, eines der größten in Europa, hat eine Leistung von stattlichen 1060 MW und liefert seine Energie über maximale 8 h von 8480 MWh. Dann ist das Speicherbecken leer, und muß wieder über viele lange Stunden vollgepumpt werden. Die Planungszeit betrug 30 Jahre, die Bauzeit 11 Jahre. Es kostete ca. 600 Mio €. Wollte man nur den Leistungsausfall von vier windstillenTagen überbrücken, die in Deutschland - lt. Dr. Roland Hamelmann von der FH Lübeck - recht typisch sind, dann benötigte man dafür 257 solcher Speicherkraftwerke. Die Investition allein dafür betrüge dann ca. 144 Mrd €. Vielleicht ginge es auch mit etwas weniger Pumpspeicherwerken, je nach dem wie schnell das Wasser wieder hochgepumpt werden kann. Wie auch immer es bleibt eine wahrhaft teure, extrem kostspielige Lösung. Vom erheblichen Flächenverbrauch ganz zu schweigen. Als Standardlösung scheidet dieses Verfahren also aus.

 

(1) Die Klimahysterie - was ist dran (Michael Limburg)

 

---------------------------------------  Ende des zitierten Beitrags ---------------------------------

Zahlreiche Kommentare wurden auf der Internetplattform zu diesem Beitrag abgegeben. Mit Kommentar #57 wies ich im Forum auf den Ringwallspeicher hin und löste damit erhebliche Diskussionen aus. Diese Diskussion, darunter auch meine Kommentare, werden nachfolgend wiedergegeben:

 

#57: Dr.-Ing. Matthias Popp sagt:

am Sonntag, 24.10.2010, 18:14

Pumpspeicherkraftwerke können in Form von Ringwallspeicherkraftwerken auch im flachen Land errichtet werden. Damit fallen die Restriktionen, weg, die bei der Suche nach geeigneten Standorten in Gebirgen bestehen.
Ringwallspeicher ermöglichen größte Kapazitäten mit einem spezifischen Landverbrauch in Quadratkilometern pro Terawattstunde, der niedriger ist, als bei Gebirgsspeichern und einem spezifischen Erdbauvolumen in Kubikmeter pro Kilowattstunde in der gleichen Größenordnung. Bei entsprechender Auslegung würden wenige Systeme genügen um Deutschland bedarfsgerecht, sicher und robust allein mit Strom aus Wind und Sonne versorgen zu können. Je nach Auslegung des Gesamtsystems müssten die Speicher in der Lage sein, die Versorgung des Landes in der Größenordnung von einer bis mehreren Wochen zu übernehmen.
Weil bei einer Verdoppelung der geometrischen Abmessung eines Ringwallspeichers sich die Speicherkapazität Versechzehnfacht, erreicht man ab einer bestimmten Größe sehr schnell Speicherkapazitäten im Terawattstundenbereich.
Der Flächenbedarf zur Vollversorgung Deutschlands mit 32 Ringwallspeicher-Hybridkraftwerken mit 2 Gigawatt Durchschnitts- und 3,2 Gigawatt Nennleistung, bestehend aus Speicherkraftwerk und jeweils ca. 2000 Großwindanlagen, sowie Solarenergieanlagen wäre weniger als die Hälfte der Fläche, die heute schon zur Stromerzeugung mit Biogasanlagen angebaut wird. Bei entsprechender Auslegung wäre der Flächenbedarf nicht größer, als die Fläche, die historisch und aktuell von Tagebauflächen beansprucht wird.
Auch ist davon auszugehen, dass es bei dem vorgeschlagenen System der Stromversorgung, das weder nennenswerte Umweltschäden, noch Primärenergiekosten verursacht, Entwicklungskorridore gibt, die gesamtwirtschaftlich interessant sind und die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft erhalten und steigern.
Die Zusammenhänge wurden in meiner im September 2010 beim Springer-Verlag als Buch erschienen Doktorarbeit mit dem Titel "Speicherbedarf bei einer Stromversorgung mit erneuerbaren Energien" ausführlich untersucht. Informationen dazu finden sich auch unter www.ringwallspeicher.de und www.poppware.de.

Mit freundlichen Grüßen
Dr.-Ing. Matthias Popp

Kommentar:

Haben Sie Angaben über die Kosten der von Ihnen vorgeschlagenen Ringwallspeicher?
mfG
M.L.

 

#58: erich richter sagt:

am Sonntag, 24.10.2010, 20:14

Gute Frage Herr Limburg - was kostet z.B. nur eine dieser Anlagen mit der Ausschmückung von 2000 Windrädern ? Das ist in dieser Darstellung nicht einmal andeutungsweise nachlesbar.

Erich Richter

 

#59: Uwe Klasen sagt:

am Montag, 25.10.2010, 11:53

Auch wenn es noch keine Kostenschätzung gibt und auch der Platzbedarf recht groß erscheint, liest sich dieses Konzept durchaus realistischer als alle sonstigen Pläne die auf sogenannte "erneuerbare" Energien basieren. Wenn jetzt noch alle Naturschutzverbände / Umweltschutzparteien mitspielen, könnte es durchaus eine Alternative darstellen.

Meiner Meinung nach wird es an den Naturschutzverbänden scheitern^^, ein Schelm wer dabei böses denkt :-)

 

#60: R. Thiess sagt:

am Montag, 25.10.2010, 13:29

Sehr geehrter Herr Popp,

von den Kosten mal ganz abgesehen: Glauben sie ernsthaft daran, in Deutschland auch nur einen einzigen Standort zu finden, um so ein wahnwitziges Bauwerk zu errichten? Ich bin ihren Verweisen gefolgt und habe mir ihre Vorschläge angesehen. Auch wenn sie den Ringwallspeicher mit dem Flächenbedarf von Tagebauen und Biomasse- Anbau vergleichen, wird der bauliche Wahnsinn ihres Bauwerks nicht weniger schlimm. Einen Höhenunterschied von 200 Metern und einen Durchmesser von 6 Kilometern des Oberbeckens (sowie die kommerzielle Nutzung als Badesee TROTZ der "Gezeitenunterschiede" in ihrem Unterbecken von etlichen Metern) erscheinen mir - mit Verlaub - als ECHTE UTOPIE. Wo in Deutschland wollen sie ein solch riesiges Bauwerk errichten? Wer soll denn bitteschön auf dem Untersee Erholung suchen und sein teures Motorboot ein einem Schwimmsteg befestigen, welcher sich mehreren Meter Wasserstandsschwankungen aussetzen muss? Und was ist mit der immer wieder gern und vielbeschworenen Terrorgefahr? Wie würde sich denn ein Flugzeugabsturz auf ihren Wall auswirken und wenn der Wall mal bricht, was meinen sie, passiert mit dem ganzen Wasser? Wo soll das ganze Wasser überhaupt herkommen? Ist es Grundwasser, oder Regenwasser, oder vielleicht Wasser aus Rhein, Donau, Mosel oder Elbe???
Fragen über Fragen ...
Wie gesagt: Vom Geld ganz zu schweigen, wird sich in Deutschland nicht ein einziger Landstrich finden für so ein gigantomanisches Bauwerk. Und mit einer Kombination von 2000 Windmühlen auch noch die Illusion zu erwecken, das sich so ein Bauwerk zu 100% selbst wieder vollpumpt, halte ich für - salopp gesagt - puren Unfug. Auch hier gilt noch immer und schon wieder die Frage: Was passiert, wenn der Wind mal wieder nicht weht?

Ich bin gespannt auf die Diskussion.
Wäre heute nicht der 25.10.2010, sondern der 1. April, würde ich mir vor Lachen auf die Schenkel klopfen. Leider scheint es mir, dass sie nicht belieben zu scherzen und auch noch GLAUBEN, was sie das als "machbar" bezeichnen.

Schönen Tag noch

R. Thiess
Hamburg

 

#61: Thomas Heinzow sagt:

am Montag, 25.10.2010, 13:45

#57

Sehr geehrter Herr Dr. Popp,

Ihre Dissertation ist wirklich amüsant. Nur Ingenieure träumen von ineffizienten Windmühlen mit 113m Rotordurchmesser und einem Generator mit 2,2 MW oder mehr Nennleistung.

Und weil es so schön ist, können Sie Ihren Ringwallspeicher mit durchschnittlicher Pumphöhe von 400m gleich in der Nordsee bauen. Sie müssen da nämlich nur eine entsprechend künstliche Insel mit Tafelberg obendrauf aufspülen. Das Pumpspeichervolumen werden Sie sicher auch ausrechnen können, beträgt doch der Gehalt an potentieller Energie bei 400m Pumphöhe etwa 1,2 kWh pro m³.

Mit Ihren paar TWh an Speicherkapazität kommen Sie übrigens nicht aus. Da sollten Sie sich bessere Daten, als die vom ISET besorgen.

mfg

Thomas Heinzow

 

#62: Dr.-Ing. Matthias Popp sagt:

am Montag, 25.10.2010, 22:32

Die Größe der Baumaßnahmen würde durch Skaleneffekte sicherlich niedrigere spezifische Speicherkosten in Euro pro Kilowattstunde ermöglichen, als dies heute bei Gebirgsspeichern der Fall ist.

Der Aushub des Unterbeckens und die Aufschüttung des Ringwalls würden mit Fördertechnik aus dem Tagebau erfolgen, also mit großen Schaufelradbaggern und entsprechenden Bandförderanlagen. Zur Gewährleistung der Standfestigkeit müsste das Wallvolumen im Gegensatz zur Halde eines Tagebaus in qualifiziert verdichteter Bauweise erfolgen. Die reinen Landschaftsbaukosten würden folglich etwas über der Kostengrößenordnung liegen, die bei Tagebaugruben zur Beseitigung der Deckschichten anfallen. Die Kosten lägen jedoch deutlich unterhalb der Größenordnung, die bei konventioneller Bauweise mit üblichen Baggern und LKW-Transporten anfielen.

Bei den anderen Kosten, wie Abdichtung des Oberbeckens, Kraftwerkstechnik, usw. kann man sich an den Kosten ausgeführter Wasserbauprojekte orientieren. Ein weiterer Kostenblock käme durch die einmalige Erstbefüllung der Anlage mit (Füll-)Wasser zustande.
Insgesamt darf, wenn das Gelände sich als geeignet erweist, erwartet werden, dass die spezifischen Kosten, pro Kilowattstunde Speicherkapazität, deutlich unter denen liegen, die beispielsweise zur Errichtung des Pumpspeicherkraftwerks Goldisthal angefallen sind.

Überschlägige Abschätzungen, die ich in einem Dokument, das unter:
http://www.poppware.de/FuE/05_EEuS.htm
beschrieben ist vornehme, ergeben, dass bei entsprechender Auslegung des Gesamtsystems und moderaten Grunderwerbskosten, die Speicherkosten niedriger liegen dürften, als die Kosten der Windenergieanlagen, zu deren Ausgleich die Speicher eingesetzt werden.

Wenn sich die erwartete Kostengrößenordnung als zutreffend erweisen sollte, dann wären Ringwallspeicher-Hybridkraftwerke, die allein mit Windenergie betrieben werden, unter Einbeziehung der externen Kosten, gegenüber konventionellen Kraftwerken absolut konkurrenzfähig. Die externen Kosten von Kraftwerken erscheinen nicht in der betriebswirtschaftlichen Kalkulation und werden von der Allgemeinheit getragen. Siehe z.B.
http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/2007/pd07-024.htm

Allerdings handelt es sich bei Ringwallspeichern um einen Vorschlag, der von mir erstmals im Jahr 2010 zur Diskussion gestellt wird. Bisher wurde weder eine derartige Anlage gebaut, noch gibt es bisher eine konkrete Planung für ein derartiges Projekt. Um qualifizierte Aussagen zu Kosten machen zu können, sind weitere Forschungen und konkrete, auf die Anforderungen eines Standorts abgestimmte Planungen notwendig.

Mit freundlichen Grüßen, Dr.-Ing. Matthias Popp

 

#63: Heinz Eng sagt:

am Mittwoch, 27.10.2010, 12:11

@Popp

Erstbefüllung, wie sieht es eigentlich bei dieser großen Wasserfläche mit der Verdunstung aus?
Sollte da nicht ständig Wasser nachgeführt werden um diese Wasserverluste auszugleichen?
Wie werden die Probleme der Vereisung bei anzunehmenden harten Wintern bei dieser Anlage gehändelt?
H.E.

 

#64: Tobias Schautzer sagt:

am Mittwoch, 27.10.2010, 12:23

Sehr geehrter Herr Dr. Popp,

Wasser ist ein baulich schwer zu beherrschendes Element, das dürfte Ihnen nicht neu sein. Bei den Ringwällen Ihres Projektes handelt es sich um gigantische Deiche, die so noch nirgendwo auf der Welt bisher errichtet worden sind! Mindestens müssen bei deren Errichtung die ingeniuertechnischen Grundlagen für Deichbau bedacht werden. Wie werden der Fuß bzw. Kern des RW angelegt? Wie gegen Wasser abgedichtet?(nach 3 Seiten!) Woraus bestehen Fuß, Kern und Krone? Aus Tagebau-schüttmassen?? Waren Sie schon mal auf einer Abraumhalde in einem Tagebau??

"qualifiziert verdichteter Bauweise erfolgen."

Also mit 20 Tonnen-Steinen! Woher bekommen Sie diese Millionen Tonnen?? Gekauft? Transportiert?
Platziert?
"Die Kosten lägen jedoch deutlich unterhalb der Größenordnung, die bei konventioneller Bauweise mit üblichen Baggern und LKW-Transporten anfielen."
Die erforderlichen Steine kann man nur konventionell transportieren, schon das allein sprengt die Kosten unabsehbar!

Wenn ich Zeit finde, mache ich hier weiter!

 

#65: D. Glatting sagt:

am Mittwoch, 27.10.2010, 21:53

Hallo Herr Popp,

Sie schreiben:

“Die Größe der Baumaßnahmen würde durch Skaleneffekte sicherlich niedrigere….“

Wenn Sie mit Schaufelradbaggern und Förderbändern arbeiten wollen, dann können Sie die Kosten doch recht leicht aus der Anschaffung der jeweiligen Maschinen sowie der benötigten Einsatzzeit ermitteln. Für mich sind die Kosten daher als Gerade darstellbar. Skaleneffekt klingt toll, geht aber an der Realität vorbei. Wie wäre es mit realen Zahlen, z.B. durch Abschätzung aus dem Tagebau.

Des Weiteren schreiben Sie:

“Zur Gewährleistung der Standfestigkeit müsste das Wallvolumen im Gegensatz zur Halde eines Tagebaus in qualifiziert verdichteter Bauweise erfolgen.“

Hier kommt dann die Grenzgenialität ihres Vorschlages voll zum tragen. Wieso verwenden die Erbauer von Talsperren bis heute so teure Materialien wie Stahlbeton, wenn man das doch mit qualifiziert verdichteter Bauweise bewerkstelligen kann.

Daher ist auch der Satz

“Bei den anderen Kosten, wie Abdichtung des Oberbeckens, Kraftwerkstechnik, usw. kann man sich an den Kosten ausgeführter Wasserbauprojekte orientieren.“

ziemlicher Nonsens, da man noch nie ein derartiges Wasserbauprojekt durchgeführt hat. So möchte ich mal anmerken, dass man bei Talsperren i. A. mit recht undurchlässigem Gestein zu tun hat und dass eventuelle Sickerquellen abgedichtet werden. Und dass man aufgrund des Gesteinsuntergrund nur mit langsamem Leckwachstum zu rechnen hat. Bei Schüttgut sieht das komplett anders aus. Auch wenn es hier aufgrund des umgebenden Untersees nur zu betrieblichen Störungen kommen würde. Wie man das so was wieder repariert ist dann die nächste Frage.

Wenn ich Sie des Weiteren richtig verstehe wollen 32 Kraftwerke, jeweils in der Größe des Chiemsees vorschlagen. Ich weiß ja nicht wo Sie wohnen, aber mir ist der Landstrich zwischen Frankfurt und Stuttgart recht gut vertraut. Da man dort mindesten vier dieser “Badelandschaften“ benötigen würden, wüsste ich mal gerne wo die denn da hin sollen. Wahrscheinlich haben Sie auch mit “moderaten Grunderwerbskosten“ gerechnet wie sie in der Sahara oder in McPomm anfallen. Aber dass man in den genannten Gegenden jeweils mehrere Ortschaften, mit den entsprechenden Kosten, dafür platt machen müsste, ist in ihrer rosigen Betrachtung nicht mit einkalkuliert. Oder wollen Sie diese “Tafelberge“ weitab der Stromverbraucher errichten und mit überdimensionalen Leitungen verbinden?

Den Freizeitwert die Wasserwüsten geht auch gegen Null. Die geplanten Pegelschwankungen würden zum einen sehr häufig und zum anderen recht unregelmäßig auftreten. Strände und Bootsanlegestellen kann man bei diesen Schwankungen vergessen. Insbesondere der niedrige Wasserstand gibt dann den Blick auf eine modernde Schlammlandschaft frei. Flora und Fauna sollten bei diesen Bedingungen recht robust ausgeprägt sein. Auch für andere Tiere und insbesondere für die geschredderten Vögel ist dieser Lebensraum als suboptimal zu bezeichnen.

Mal kurz zu den von Ihnen schön gerechneten Kosten. Sie berufen sich auf die externen Kosten, die von der Allgemeinheit getragen werden nach .http://tinyurl.com/39jwt8y. Da bekommt man schon bei der Aktualisierung vor der Zusammenfassung einen Lachkrampf. Da wird von 46 Mt vermiedenem CO2 zu 70 €/t, also von 3,22 G€ Ersparnis durch Vogelschredder pro Jahr ausgegangen. Auf die restlichen 1,2 G€ mag ich da schon im Detail gar nicht mehr eingehen. Dabei waren die größten Posten Schwefel und Feinstaub. Das Waldsterben ist raus aus den Schlagzeilen und Feinstaub kommt eher von Dieselfahrzeugen. Schon mal hier mitverfolgt, dass der AGW ausfällt. Also ist das Schönrechnen der Vogelschredder schon Unfug und die Industrietümpel zur Zwischenspeicherung würden noch deutlich einen draufsetzen. Von Wirtschaftlichkeit kann derzeit nicht mal mit Schönrechnen irgendeine Rede sein. Natur- und Landschaftsverbrauch vom allerfeinsten.

Mit Verlaub, aber diese Idee ist noch utopischer als Desertec. Sie ist allenfalls dazu angedacht mit viel Aufwand und hohen Kosten das Land mit derzeit sicherlich unnötigen Großprojekten zu verschandeln. Dagegen ist Stuttgart21 ein billiges Infrastrukturprojekt, das fast niemand beeinträchtigt. Diese gigantische Landschaftsverschandelung kommt wohl erst in Frage, wenn gar nichts mehr geht. Also frühestens in 5000 Jahren. Sie sind ihrer Zeit also deutlich voraus. Bei den derzeitigen Geburtenraten in Deutschland erübrigt sich dann die die Diskussion bezüglich deutscher Stromversorgung

 

#66: Dr.-Ing. Matthias Popp sagt:

am Freitag, 29.10.2010, 21:28

Die von Prof. Dr. Alt im Artikel genannten Zahlen zum Speicherbedarf einer Stromversorgung aus Wind und Sonne liegen innerhalb der großen möglichen Bandbreite, die in meiner Doktorarbeit systematisch analysiert wurde.

Der durch die Redaktion hinzugefügte Vergleich mit Goldisthal ist allerdings nicht zutreffend. Richtig ist, dass Goldisthal bei einer Leistung von ca. 1 GW über eine Kapazität von 8 h verfügt und die Investitionskosten bei ca. 600 Mio. € lagen.

Zur Überbrückung von vier windstillen Tagen bräuchte man zwar die Kapazität von Goldisthal zur Bereitstellung einer unterstellten Leistung von ca. 21 GW, ca. 257 Mal. Die Leistung des Kraftwerks bräuchte man jedoch nur ca. 21 Mal.

Die Kosten für die Errichtung eines Pumpspeicherkraftwerks setzen sich aus den Kapazitätskosten, den Leistungskosten und weiteren, davon unabhängigen Kosten zusammen.

Für die Pumpturbinen, Motorgeneratoren, Rohrleitungssysteme und die gesamte Elektrik spielt es keine Rolle, wie groß die Speicherbecken sind, die damit bewirtschaftet werden.
Ebenso haben die Größe der Speicherbecken und die damit verbundenen Kosten nichts mit der installierten Kraftwerksleistung zu tun.

In der aufgemachten Rechnung stünde eine Leistung von 257 GW zur Verfügung, welche den Spitzenbedarf Deutschlands um mehr als das Vierfache überstiege. Der Fehler des angestellten Vergleichs ist offenkundig.

Die Speicherkapazität hängt, neben dem mittleren Höhenunterschied der Wasseroberflächen des Ober- und des Unterbeckens, von der Oberfläche und den maximal möglichen Pegelschwankungen in den beiden Becken ab. Die Oberfläche nimmt mit dem Quadrat des Umfangs zu, das Volumen mit der dritten Potenz der geometrischen Abmessungen (incl. Pegelschwankungen). Aufgrund dieser einfachen geometrischen Zusammenhänge ist klar, dass eine Vergrößerung des Volumens keinesfalls eine lineare Kostenvermehrung auslösen kann, wie es der einleitende Vergleich mit Goldisthal unterstellt.

Zu #60 von Herrn Thiess:
Freizeitseen mit wesentlich größeren Pegelschwankungen, als in den Unterbecken der von mir vorgeschlagenen Ringwallspeicher gibt es. Beispielsweise wird der 1910 unter Kaiser Wilhelm erbaute Edersee in Hessen in manchen Jahren um über 30 Meter abgesenkt. Im Sommer 2008 konnte ich eine Absenkung von über einem Meter an einem Tag selbst miterleben. Die Bewirtschaftung von Ringwallspeichern zum Langzeitausgleich erneuerbarer Energien hat nichts mit dem Tag/Nachtausgleich von Pumpspeichern wie z.B. Goldisthal zu tun, wo die gesamte Pegelschwankung in Zeitabständen wie bei Ebbe und Flut am Meer stattfindet. Die Speicherleerungskurven meiner Doktorarbeit zeigen, dass sich die Wasserstände in Ringwallspeichern ähnlich langsam verändern würden, wie dies beim Edersee der Fall ist. Es handelt sich dabei um ein beliebtes Freizeitgewässer.
(Bilder zum Edersees: http://www.psp.poppware.de/19-Bilder%20anderer%20Seen.htm).
Dass ein Flugzeugabsturz einen 215 Meter hohen Wall beeindrucken könnte, dessen Krone 20 Meter und dessen Basis 700 Meter breit ist, halte ich für abwegig. Da gibt es tausende von Stauseen, die nicht ansatzweise so viel Sicherheit bieten würden.
Das Wasser eines auslaufenden Oberbeckens eines Ringwallspeichers würde zunächst einmal dessen Unterbecken auffüllen. Diesen Sicherheitsring gibt es sonst bei keinem anderen Stausee.
Zur Befüllung von Ringwallspeichern müssten diese im Idealfall in einem höher gelegenen Gebiet in der Nähe eines großen Flusses angeordnet werden. Die regelmäßig zu beobachtenden Frühjahrshochwässer und weitere Hochwässer, die häufig auch im Sommer vorkommen, müssten zur Erstbefüllung genutzt werden.
Ringwallspeicher dürften den Regionen, in denen Sie entstehen, neben der wirtschaftlichen Aufwertung einen touristischen Mehrwert bieten. In einem Land, in dem es möglich ist, 85 Quadratkilometer große und bis zu 400 Meter Tiefe Braunkohletagebaue zu eröffnen, sollte es auch möglich sein, Ringwallspeicher zu bauen, die einen Bruchteil dieser Erdbewegungen erfordern.
In Deutschland laufen bereits 21.000 Windenergieanlagen. Deshalb sollte es kein Problem sein, 2000 davon, in der größten heute verfügbaren Ausführung, einem Ringwallspeicher zuzuordnen. Und wenn der Wind einmal nicht weht, dass ist das Bauwerk in der Lage, die Flaute zu überbrücken. Genau das ist seine Aufgabe und darauf wird es in der Gesamtkonzeption abgestimmt.

Zu #61 von Herrn Heinzow:
Wegen des Zusammenhangs der Versechzehnfachung der Speicherkapazität bei Verdoppelung der geometrischen Abmessungen, hätten zwei große Ringwallspeicher mit jeweils ca. 22 Kilometern Durchmesser und 400 Metern mittlerem Höhenunterschied, die gleiche Speicherkapazität wie 32 halb so große Anlagen. Der Flächenbedarf würde sich von 3200 Quadratkilometern auf 800 Quadratkilometer vierteln. Die Anlagen wären für ca. 14 Tage in der Lage, die Vollversorgung Deutschlands mit Strom zu übernehmen. Das Erzeugungssystem aus Wind und Solaranlagen wäre so auszulegen, dass diese Speicherkapazität ausreicht. Wie das funktioniert, kann in meiner Doktorarbeit nachgelesen werden.

Zu #63 von Herrn Eng:
Die Verdunstung wäre in der Tat auszugleichen. Dazu wäre beim Gesamtwasservolumen eine ausreichende Reserve einzuplanen, die bei Hochwassersituation immer wieder aufgefüllt werden kann. Verdunstung im Oberbecken würde einen echten Energieverlust bewirken. Möglichkeiten, das zu begrenzen schlage ich unter http://www.poppware.de/Hybridkraftwerke/Hybridkraftwerk-Flaechennutzung.htm vor.

Zu #64 von Herrn Schautzer:
Herr Schautzer hat Recht mit seiner Aussage, dass derartige Ringwallspeicher noch nirgends auf der Welt errichtet wurden. Der größte Staudamm der Erde hat eine Höhe von 300 Metern. Wegen der Erdbebengefährdung des Gebietes wurde er als Erdschüttdamm mit einem Kern aus Lehm und Ton ausgeführt. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Nurek-Staudamm.
Auch wenn zunächst an Ringwallspeicher mit 215 Metern Dammhöhe gedacht wird, wäre es mit ca. 1,4 Kubikkilometern das vom Volumen her gesehen, weltweit größte Dammbauwerk.
Das weltweit größte Dammvolumen weist bisher der Syncrude Tailings-Damm in Kanada, mit ca. 0,5 Kubikkilometern auf: http://de.wikipedia.org/wiki/Syncrude_Tailings.
Sie sehen, dass ein Ringwallspeicher zwar etwas Neues wäre, die Dimensionen aber nicht um Größenordnungen von Anlagen abweichen würden, die bereits errichtet wurden.

Zu #65 von Herrn Glatting:
Seine Einwände sollten in hohem Maße durch Obiges angesprochen worden sein. Die Kosten müssten natürlich unter den konkreten Gegebenheiten eines Standorts ermittelt werden. Dazu sind weitere Forschungen erforderlich. Verglichen mit Erdbewegungen, die im Tagebau stattfinden und mit Erddämmen, die bereits errichtet wurden, ist zu erwarten, dass sie weit unterhalb von den beängstigenden Größenordnungen liegen werden, die an anderer Stelle in diesem Diskussionsforum in den Raum gestellt wurden.

Die Speicherkosten eines auf volatiler Erzeugung basierenden Stromversorgungssystems dürfen natürlich nicht mehr nach dem Speicherdurchsatz kalkuliert werden, wie das bei konventionellen Pumpspeicherkraftwerken der Fall ist, die auf eine Speicherreichweite von vier bis acht Stunden ausgelegt sind. Diese verdienen ihr Geld, indem sie mit billigem (Nacht) Strom aufgeladen werden und teuren Spitzenstrom verkaufen. Je öfter sie dabei gefüllt und entleert werden können, desto lukrativer wird ihr Betrieb.
Diese Bewirtschaftung hat aber überhaupt nichts mit den Anforderungen zu tun, die eine bedarfsgerechte Versorgung mit Wind- und Solarstrom an ein Speichersystem stellen. Weil man immer mit längeren Flauten zu rechnen hat, wäre man bestrebt, die Speicher möglichst immer gut gefüllt zu halten. Diese Art der Speicherbewirtschaftung wäre dann zu vergleichen mit der strategischen Erdölreserve oder den Gasspeichern. Auch diese Speicher kalkuliert man nicht nach ihrem Durchsatz, sondern, sie werden als Systemkosten auf den Gesamtumsatz umgelegt. Die Reserven möchte man dabei möglichst wenig in Anspruch nehmen. Vergütungsregelungen, die allein das Ein- und Ausspeichern von Energie belohnen würden, wären folglich nicht in der Lage, Anreize zum Bau großer Speicher zu schaffen. Dazu wäre vielmehr ein Sicherheitsdenken, wie in der Öl- und Gaswirtschaft erforderlich.

 

#67: Dr.-Ing. Matthias Popp sagt:

am Samstag, 30.10.2010, 08:51

kleine Korrektur der Aussage:

In der aufgemachten Rechnung stünde eine Leistung von 257 GW zur Verfügung, welche den Spitzenbedarf Deutschlands um mehr als das Vierfache überstiege.

Angesichts einer jährlich zu beobachtenden Nachfragespitze, die für Deutschland in den letzten Jahren bei ca. 85 GW lag, muss es richtig lauten:

In der aufgemachten Rechnung stünde eine Leistung von 257 GW zur Verfügung, welche den Spitzenbedarf Deutschlands um das Dreifache überstiege.

 

#68: D. Glatting sagt:

am Samstag, 30.10.2010, 13:25

Hallo Herr Popp,

auf meine eigentlichen Einwände Sie sind überhaupt nicht eingegangen.

Was sagt ihre Kosten/Nutzlos Rechnung eigentlich wenn man keine 70 €/t CO2 rechnet?

Wie gesagt, wir reden hier von Kosten für Speicher! Die man nur braucht um den überteuerten Strom aus anderen subventionierten Quellen überhaupt vernünftig nutzbar zu machen. Nachdem man eine sinnlose Sache subventioniert muss man noch mal in die Tasche greifen um der Sinnlosigkeit einen Sinn zu geben. Zum Schluss sind wir alle arm und die Landschaft ist verschandelt. Das mit der Badelandschaft können Sie nämlich aufgrund des Dauerbetriebes dieser Anlagen komplett knicken.

Für Sie scheinen Probleme mit gewissem weiteren Forschungsbedarf zu lösen sein. In der von mir angesprochenen Region zwischen Frankfurt und Stuttgart würde ein solches Projekt etwa mit der Vernichtung von 10.000 Wohneinheiten zu je 150.000 € einhergehen. Die Summe müsste aufgrund der sonstigen Infrastruktur verdoppelt werden Sind wir also bei 3 G€ Investitionskosten bevor der erste Spatenstich getan wäre. Um das Geld bekomm ich ein KKW, das mir die halbe Leistung kontinuierlich liefert. Für das Geld was Sie dann noch für die Buddelarbeiten brauchen, kann man das nächste KKW hinstellen. Womit man keine Vogelschredder und keine Landschaftsverschandelung braucht. Aber die voll elektrische Leistung ganzjährig zur Hand habe.

Warum es für Pumpturbinen, Motorgeneratoren, Rohrleitungssysteme und die gesamte Elektrik keine Rolle spielen soll, wie groß die Speicherbecken sind, die damit bewirtschaftet werden, müssen Sie auch noch mal erklären. Das klingt eher nach Milchmädchenrechnung.

 

#69: Dr.-Ing. Matthias Popp sagt:

am Dienstag, 02.11.2010, 17:49

Sehr geehrter Herr Glatting

wo bitte habe ich eine "Kosten/Nutzlos" Rechnung mit 70 €/t CO2 gemacht? Bitte verlangen Sie von mir nicht Antworten auf Fragen, zu denen ich keinen Anlass gab.

Ihre zweite Feststellung/Frage zeigt, dass das System des Ringwallspeichers zum Langzeitausgleich erneuerbarer Energien eine nochmalige Erklärung erfordert. Die Pegelverläufe über der Zeit wären geringer und in ihrer zeitlichen Abfolge vergleichbar mit denen des Edersees - einem beliebten Freizeitsee in Hessen.
Sie hätten nichts mit den Pegelverläufen der heute üblichen Pumpspeicherkraftwerke zu tun, die beispielsweise zum Ausgleich von Kernkraftwerken oder Braunkohlekraftwerken eingesetzt werden. Nur diese weisen die großen täglichen Pegelschwankungen auf, die Sie mit Ihrer Kritik offenbar ansprechen. Erklärt habe ich das bereits im Beitrag #66.

Im Übrigen habe ich dem Forum angeboten, einen eigenen Beitrag zum "Speicherbedarf bei einer Stromversorgung mit erneuerbaren Energien" und zum Ringwallspeicher bereitzustellen.
Dieses Angebot wurde bisher nicht angenommen.

Ihrer Bezugnahme auf die Ballungsräume Frankfurt und Stuttgart zur Errichtung von Ringwallspeichern kann ich nur entgegnen, dass es ausgesprochen töricht wäre, die Anlagen genau da zu errichten, wo möglichst viele Umsiedlungen vorzunehmen wären.
Z.B. bei Braunkohletagebauen ist es normal, dass ganze Ortschaften einer vorübergehenden Gewinnung von Energierohstoffen weichen müssen, weil diese Rohstoffe eben nur dort abgebaut werden können, wo sie sich befinden.
Im Gegensatz dazu können Ringwallspeicher auch so gestaltet werden, dass größere Siedlungsgebiete ausgespart werden und als Insel oder Halbinsel erhalten werden. Die kreisrunden Formen der auf meinen Internetseiten unter www.ringwallspeicher.de dargestellten Systeme sind keinesfalls zwingend, sondern zeigen eine idealisierte Konfiguration, bei der die Erdbewegungen zur Errichtung der Anlagen minimiert werden. Ich gehe davon aus, dass die Leser und Betrachter dieser Darstellungen über so viel Phantasie verfügen, dass sie sich das auch anders vorstellen können. Das Prinzip des Ringwallspeichers besteht lediglich darin, dass an geeigneten Stellen einer Landschaft, an der die natürlichen Höhenunterschiede nicht ausreichen, mit einem Ringwall ein künstlicher Höhenunterschied geschaffen wird, in den ein Oberbecken für ein Pumpspeicherkraftwerk eingebaut wird. Das Bodenmaterial dafür kommt in möglichst hohem Maße aus dem Aushub für das Unterbecken. Eine Landschaft, die nicht bretteben, sondern hügelig ist, wird in der Regel dazu führen, dass weniger Erdbau notwendig wird, um das Speichersystem mit den benötigten Höhenunterschieden zu errichten.
Je größer natürlich vorhandene Höhenunterschiede sind, desto kleiner können die Speicheranlagen werden, um bei den Kapazitätskosten in einen günstigen Bereich zu kommen.

Über erneuerbare Energien und jetzt noch Ringwallspeicher würden wir in diesem Forum sicher nicht diskutieren, wenn man für die von Ihnen angeführten 3 Milliarden Euro zwischen Frankfurt und Stuttgart einfach so einmal ein Kernkraftwerk errichten könnte. Dafür benötigen Sie - übrigens genauso wie für Ringwallspeicher - auch noch eine Zustimmung der Bevölkerung.
Bitte vergessen Sie dabei nicht, dass auch die Kernenergie erhebliche Forschungsgelder erforderte, bis damit Strom erzeugt werden konnte.
Sollen das etwa die letzten Forschungsgelder gewesen sein, die für Fragen der Energiewirtschaft aufgewandt wurden?

Und nochmals zur Erklärung:
Goldisthal als Beispiel für ein Pumpspeicherkraftwerk hat eine Kraftwerkskaverne mit Pumpturbinen, Motorgeneratoren und Rohrleitungssystemen und eine Anbindung ans Stromnetz. Diese technische Einrichtung ist in der Lage, ca. ein Gigawatt Leistung aus dem Stromnetz abzunehmen, um Wasser aus einem Unterbecken in ein Oberbecken zu befördern. Die Einrichtung ist in umgekehrter Richtung ebenso in der Lage, aus dem Wasser, das aus dem Oberbecken zurück in das Unterbecken fließt, ein Gigawatt Leistung abzugreifen und ins Stromnetz zurück zu speisen. Hochpumpen (= Aufladen des Speichers) funktioniert so lange, bis das Unterbecken leer und das Oberbecken voll ist. Herunterlassen (= Endladen des Speichers) funktioniert so lange, bis das Oberbecken leer und damit das Unterbecken wieder voll ist. Wären Ober- und Unterbecken größer, dann könnten mit der gleichen technischen Einrichtung das Hochpumpen sowie das Herablassen des Wassers über längere Zeiträume erfolgen. Goldisthal ist bei maximaler Leistung auf einen Zeitraum von ca. acht Stunden ausgelegt. Wären die Becken oben und unten z.B. zehn Mal so groß, dann könnte der gleiche Vorgang über 80 Stunden erfolgen, ohne dass andere Pumpturbinen, andere Motorgeneratoren, andere Rohrleitungen oder eine andere Anbindung an das Stromnetz erforderlich wären.
Diese Technikkosten sind folglich unabhängig von der Größe der Wasserbecken, die damit bewirtschaftet werden. Und wenn die Becken noch größer ausgelegt werden, dann geht das eben noch länger. Die Kosten der Becken, welche für die Speicherkapazität verantwortlich sind, haben nichts mit den Kosten der Technik zu tun, welche das Wasser zwischen den Becken hin und her befördert.
Ich hoffe hiermit vermittelt zu haben, dass die Leistungskosten (in Euro pro Kilowatt Kraftwerksleistung) und die Kapazitätskosten (in Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität) eines Pumpspeicherkraftwerks voneinander unabhängig sind.

 

#70: D. Glatting sagt:

am Mittwoch, 03.11.2010, 18:06

Hallo Herr Popp,

zuerst mal Danke für ihre erschöpfenden Auskünfte, die zum Teil auch recht lehrreich waren. Dabei meine ich insbesondere den Nurek-Staudamm. Das mit den Technikkosten und der Größe des Wasserbeckens ist nun auch i.O.. Des Weiteren gehöre ich dem Forum hier nicht an sondern schreibe nur Kommentare. Einen Beitrag zum Thema von Ihnen würde ich aber befürworten.

Dies insbesondere, da ich immer noch mit den “Badelandschaften“ hadere. Der Untere See sollte doch in Zeiten, wo die Versorgung durch Wind und Sonne gewährleistet ist, zur Aufnahme von Wasser bereit stehen. Also einen niedrigen Wasserstand haben. Womit der Badegast im Matsch stehen würde. In Momenten wie diesem bei bewölktem Himmel und Windstille sollten diese Kraftwerke wohl im Einsatz sein.

Der andere Punkt mit dem ich immer noch hadere ist der Standort. Da wo niemand wohnt, braucht man keinen Strom. Und da wo man Strom braucht ist kein Platz für die Speicher. Also braucht man teuere Windmühlen, teuere Speicher und dazu teure Leitungen.

Da sind wir schon wieder beim leidigen Thema Geld. In #62 schreiben Sie:

“Wenn sich die erwartete Kostengrößenordnung als zutreffend erweisen sollte, dann wären Ringwallspeicher-Hybridkraftwerke, die allein mit Windenergie betrieben werden, unter Einbeziehung der externen Kosten, gegenüber konventionellen Kraftwerken absolut konkurrenzfähig. Die externen Kosten von Kraftwerken erscheinen nicht in der betriebswirtschaftlichen Kalkulation und werden von der Allgemeinheit getragen. Siehe z.B.
http://tinyurl.com/39jwt8y“

Beziehend auf http://tinyurl.com/39jwt8y schrieb ich deshalb in #68:

“Was sagt ihre Kosten/Nutzlos Rechnung eigentlich wenn man keine 70 €/t CO2 rechnet?“

Worauf Sie in

“Bitte verlangen Sie von mir nicht Antworten auf Fragen, zu denen ich keinen Anlass gab“.

antworteten. Ich fand den Link in #62 Anlass genug. Oder anders ausgedrückt, weder Windkraft noch Energiespeicher sind m.E. aktuell konkurrenzfähig.

Um das einmal klar zu stellen. Ich bin gegen jede Art von Subvention. Daher bin ich auch gegen das EEG. Kernkraftgegner führe immer wieder an, dass die Endlagerung vom Steuerzahler bezahlt wird. Das Gegenteil wurde hier schon gezeigt. Dann werden die Kosten für die Entwicklung geltend gemacht. Kann zwar keiner so genau beziffern, aber das Deutschland Industrieland ist, weil Forschung und Technik einen hohen Stellenwert genießen, ist wohl Fakt. Damit hat das Märchen von den “erheblichen Forschungsgeldern“ für die Kerntechnik hat einen ganz langen Bart. Muss vor Anfang der60er gewesen sein. Und in jedem Fall Peanuts gegenüber der Dauersubventionierung von Steinkohle, Wind und Sonne.

Dann wird das Versicherungsrisiko ins Feld geführt. Im anderen Threat wurden gerade die Kerntechnischen Unfälle aufgelistet. Wenn man da die Unfälle in Forschungseinrichtungen und der Sovietdiktatur raus nimmt kommt man zu dem Ergebnis, dass es wohl sicherer ist am Reaktor zu arbeiten als über die Straße zu gehen.

Darum kann ich mich auch nicht des Eindruckes erwähren, dass die von den Grünen erhobene Forderung nach einer Selbstversicherung der Anlagen nur deshalb nicht durchgeführt wurde, weil dann das lächerliche Risiko mit einem Geldbetrag auszuweisen gewesen wäre, was ja gar nicht in die grüne Propaganda gepasst hätte.

Wenn wir über die 3G€/KKW reden, dann ist das die Summe, die für Olkiluoto veranschlagt wurde und aufgrund der weltweit von der Branche verfolgten Fehler beim ersten Neubau seit Jahrzehntenwohl nicht eingehalten werden kann. Für Flamanville, dass mittlerweile quasi genauso weit gediehen ist wie Olkiludo (und die Projektverantwortlichen alles daran setzen sogar zuerst fertig zu werden) soll um das Geld kosten. Auch wenn im Wiki was von Zeit und Kostenrahmen überschritten steht. Westinghouse will seine etwas kleineren Modelle (1 GW statt 1,6 GW) sogar billiger anbieten.

Also, warum reden wir JETZT über Ringwallspeicher außer dem Grund, dass die Grünen Hysterie gegen die Kernkraft verbreiten und von großen Teilen der grünsozialistischen Presse dabei unterstützt werden?

Das Projekt hat Zukunft. In einigen Tausend Jahren wird das m. E. bestimmt realisiert werden.

 

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