Gigantismus
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Folgende Kritik wurde mir per Email zugesandt:
Nachdem ich
mir Ihre Idee angesehen habe finde diese grundsätzlich zu gigantisch im
Ansatz. Inzwischen ist bekannt, dass Großprojekte immer eine große Zahl
an vorher nicht absehbaren Problemen mit sich bringen, so dass kleinere
dezentrale Lösungen grundsätzlich vorzuziehen sind. Es besteht bisher
keine Notwendigkeit für ein derart gigantisches Projekt. Zudem muss ich
Ihnen leider ein wohl proportioniertes Gespür für den Umgang mit den
Ressourcen unseres Planeten absprechen. Es wird sich in Deutschland
keine Fläche finden in der Sie nicht gegen zahlreiche andere Interessen
stehen. Ein Verletzung all dieser Interessen ist für die gesamte
Gesellschaft ebenfalls unnötig. Entgegnung: Kleine,
dezentrale Lösungen sind, wenn eine Alternative dafür besteht, immer
vorzuziehen, darin gebe ich Ihnen uneingeschränkt recht.
Ausgleichseffekte, die durch eine großräumige, leistungsstarke
Vernetzung erschlossen werden können, erfordern aber bereits ein
gigantisches milliardenschweres Netz, damit diese realisiert werden
können. Die Proteste gegen jeden Ausbau einer Stromleitung sind bekannt.
Das Netz als Rückgrad der Stromversorgung ist alles andere als
dezentral! Dass derartige Abhängigkeitsstrukturen, wenn sie dem gegenseitigen Vorteil aller Beteiligten dienen, friedensstiftende Wirkung entfalten, beschreibe ich auch in meiner Dissertation. Ein Kappen der Verbindungen würde am stärksten dem Land schaden, das die Kappung vornimmt. Eine derartige Struktur erfordert allerdings einen leistungsstarken Sicherheitsapparat., damit diese Kappungen auch nicht durch terroristische Angriffe erfolgen können. Aus meinen Gesprächen, z.B. mit Landtagsabgeordneten im Maximilianeum, nehme ich aber auch zur Kenntnis, dass es z.B. in Bayern nicht als gute Option betrachtet wird, wenn das Land bei der Stromversorgung „an der langen Leine“ hängen würde und nicht mehr aus eigener Kraft in der Lage wäre, Versorgungssicherheit zu garantieren. Kleine dezentrale Lösungen kann ich leider auch in der Speicherfrage nicht erkennen. Alle dafür denkbaren und bekannten Batteriesysteme, an denen nicht erst in jüngster Zeit geforscht wird, würden Kosten in einer Größenordnung verursachen, die volkswirtschaftlich kaum zu stemmen wären. Diese Kosten haben sicher auch mit einer Energiebilanz bei der Herstellung der Batterien zu tun, die so manches System als Lösung für den Ausgleich der Volatilität regenerativer Erzeugungsstrukturen sehr fragwürdig erscheinen lassen. Bleibt
noch die Wasserstofftechnologie und/oder die Methanisierung. Dies
wiederum ist nichts dezentrales, sondern ein gigantisches Gasnetz, das
zwar zu erheblichen Teilen schon vorhanden ist, aber bei der Umwandlung
von volatilen in bedarfsgerechten Strom erhebliche Wirkungsgradverluste
mit sich bringt. Dass Biomasse einen exorbitanten Landverbrauch verursacht und ganze Landstriche in einer Art verändert, die ganz andere Dimensionen hat, als der singuläre Bau einzelner großer Pumpspeichersysteme, dürfte mittlerweile auch an vielen Stellen klar geworden sein. Auch wenn dieses System in der Eigentumsstruktur dezentral organisiert wäre, hätte das nicht absehbare Probleme zur Folge. Deshalb tue ich mich schwer, nachzuvollziehen, dass Sie meine Vorschläge als eine Verletzung der Interessen der Gesellschaft einordnen. Ganz im Gegenteil bin ich davon überzeugt, dass bei einer intensiven Auseinandersetzung mit den Gesamtzusammenhängen, die von mir vorgeschlagene Lösung, wohl umweltschonender sein wird, als vieles andere, was sonst noch vorgeschlagen wird. Meine
Lösungsvorschläge ermöglichen sogar die regionale Lösung einer
bedarfsgerechten und robusten erneuerbaren Stromversorgung, bei der auf
ein gigantisches, die Grenzen des Kontinents überschreitendes Supergrid
verzichtet werden könnte. Trotzdem halte ich dieses Supergrid für
vorteilhaft, weil damit die Versorgungssicherheit insgesamt mit weniger
Erzeugungs- und Speichersystemen realisiert werden kann. Wenn
die Gesellschaft in Zukunft Kernenergie ablehnt, fossile Energieträger
zunehmend, knapper und teurer werden und wegen der möglichen Gefahr für
das Weltklima ebenfalls nicht mehr energetisch genutzt werden sollen,
dann geht es darum, tragfähige Lösungen einer neuen Energieversorgung zu
finden, die unseren Lebensstandard nach Möglichkeit erhalten kann. Zu den Kosten der Stromspeicherung noch Folgendes:
Die öffentliche
Aufmerksamkeit bei dieser für die erneuerbaren Energien entscheidenden
Frage der Speicherung konzentriert sich in der aktuellen politischen
Diskussion stark auf Wasserstoff- und Methan basierte Systeme. Regenerative Energieversorgungssysteme mit den erforderlichen Speicherlösungen, welche eine sichere Stromversorgung ohne externe Abhängigkeiten allein mit Wind und Sonne ermöglichen und dabei die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft erhalten, lassen sich meines Erachtens wirtschaftlich nur mit geotechnischem KnowHow realisieren. Da derzeit in diesen energiewirtschaftlichen Fragen entscheidende Weichen gestellt werden, halte ich es für wichtig, dass die Geotechnik ihre Möglichkeiten vertritt. Leider scheint es dazu, im Gegensatz zur Gas- und Wasserstoffwirtschaft, keine starke industrielle Interessenvertretung zu geben, weil das in der Bauwirtschaft erst zu einem neuen Geschäftsfeld werden könnte.
Umfangreiche weiterführende
Informationen dazu befinden sich auf meinen Internetseiten, z.B. unter:
Bei einer Fallhöhe um 100 Meter entspricht das einer Speicherkapazität von ca. 0,25 kWh. Zur Schaffung einer Speicherkapazität von einer Kilowattstunde wären folglich Kosten zwischen 80,- und ca. 400,- € zu veranschlagen.
Einfache Bleiakkumulatoren,
die in Autos verbaut werden, kosten ca. 100,- €/kWh und wären bei der
Erstinvestition damit durchaus konkurrenzfähig.
Mit den Kosten der
Speicherung habe ich mich auch in einer Rede auf einer vom BUND
organisierten Osterdemonstration auseinandergesetzt Ein Einfamilienhaus, das allein mit einer Fotovoltaikanlage den eigenen Strombedarf für ein Jahr decken möchte, würde bei einem angenommenen Jahresverbrauch von ca. 3.500 kWh eine Speicherkapazität von ca. 1000 kWh benötigen. Damit ließen sich die Überschüsse des Sommers auf den Winter übertragen. Mit Bleiakkumulatoren lägen die Investitionskosten dafür bei:
Mit Berücksichtigung der Altersschwäche bei Bleiakkus nach ca. 5 Jahren ergäbe das jährliche Speicherkosten von
Der Strom aus der Steckdose würde bei einem Preis von ca. 0,20 €/kWh
Ein optimierter regenerativer Energiemix aus Wind und Sonne erfordert zur sicheren Überbrückung der längsten zu erwartenden Flauten ca. 1/10 der Speicherkapazität wie bei einer absolut dezentralen Lösung allein mit Fotovoltaik.
Bei Pumpspeichersystemen kann von einer mindestens 10-fachen Lebensdauer (50 Jahre) ausgegangen werden.
Große Pumpspeichersysteme,
wie die von mir zur Diskussion gestellten Ringwallspeicher, sollten
möglichst große Pegelschwankungen und Höhenunterschiede aufweisen, um
den Bodenflächenbedarf zu minimieren. Die anteiligen Investitionskosten eines Einfamilienhaushalts an den jährlichen Speicherkosten würde damit weiter fallen auf
Im Vergleich zu den jährlichen Stromkosten von derzeit ca. 700,- € pro Jahr zeigt sich, dass Wasserspeichersysteme ein Schlüssel dafür sein können, eine regenerative Stromversorgung auch kostengünstig darzustellen. Speichersysteme, die den Anspruch erheben, einen Beitrag zum Ausgleich der Volatilität von Wind und Sonne zu leisten, sollten mindestens eine Speicherreichweite von ein bis zwei Wochen aufweisen, weil sie sonst durch Schattenkraftwerke abgesichert werden müssten. Dies wiederum hielte ich für eine volkswirtschaftlich fragwürdige und nicht in der Endkonsequenz durchdachte Strategie, weil der Kraftwerkspark dann drei Mal vorzuhalten wäre, nämlich als:
Der Politik sollten die Wasserwirtschaft, die Geotechnik und die Bauwirtschaft verstärkt verdeutlichen, dass Speicherlösungen realisierbar erscheinen, welche eine sichere Stromversorgung allein mit Wind und Sonne ermöglichen, bei denen die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft erhalten werden kann. Kleinere Ringwallspeicher habe ich in der Zusammenfassung zu meinen Forschungen und den daraus abgeleiteten Vorschlägen beschrieben. Siehe auch: Nutzung natürlicher Höhenunterschiede und Berechnungstool zur Auslegung eines Ringwallkraftwerks. darauf erhielt ich folgende Entgegnung: vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort. Man merkt, dass Ihnen ein verantwortungsvoller Umgang mit unserer Energieversorgung am Herzen liegt. Dieses Engagement kann ich nur begrüßen. Es ist wichtig dass sich viele Menschen Gedanken machen die Vielzahl an komplexen damit verbundenen Problemen zu lösen. Es liegt nicht in meiner Kompetenz das Ringwallspeichersystem und die Rolle die es spielen kann zu beurteilen. Trotzdem darf und soll jeder Mensch auch eine eigene Position vertreten. Mich konnten Sie bisher nicht überzeugen. Auch wenn alle Probleme verbunden mit dem Ringwallspeichersystem lösbar sind, sehe ich im Moment noch keinerlei Notwendigkeit für einen derart massiven Eingriff in Natur und Landschaft. Weitere Ideen sind gefragt. Vielversprechend sind die Speicherung von Wärme aus der Solarthermie, statt der Speicherung von Strom und Forschungen zu einer neuen Technologie von hocheffizienten Stromleitungen. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen, dazu fehlt mir die Expertise. Aber es bedarf zahlreicher guter Ideen um die Masse an Problemen verbunden mit unserer Energieversorgung zu lösen und die besten Lösungen auszuwählen. Manche werden eben nicht umgesetzt obwohl die Auseinandersetzung damit ein wertvoller Beitrag zur Entwicklung einer Lösung ist! Dazu sind Menschen wie Sie sehr wertvoll. Ich kann Sie nur ermutigen Ihren Weg weiterzuverfolgen, völlig unabhängig davon ob Sie mich von Ihrer Idee überzeugen konnten. Als Anregung möchte ich Ihnen noch etwas weitergeben. Was mir an Ihrer Argumentation nicht gefällt ist, dass Sie andere Ideen schlecht darstellen, damit im Gegensatz dazu etwas anderes, nämlich der Ringwallspeicher, besser wird - oder als einzige Lösung erscheint. Das ist reine Rhetorik und keine Argument für Ihre Technologie. Ich müsste an vielen Stellen Diskussionen beginnen, dazu habe ich weder Lust noch ist es konstruktiv. Zudem neigen Sie dazu die negative Darstellung anderer Technologie zu überzeichnen, das erweckt den Eindruck Sie verfolgen vor allem Ihre eigenen Interessen und lässt Sie insgesamt als unglaubwürdig erscheinen. Z.B. ist der Vergleich mit Biomasse, entsprechendem Landverbrauch etc. völlig unangebracht, denn wer diese ernsthaft diskutiert, erkennt darin bestenfalls eine kleine Ergänzung im Energiemix, die aber, marktbedingt, im Moment zahlreiche unerwünschte Nebenwirkungen mit sich bringt. Dazu nahm ich nochmals wie folgt Stellung: es
freut mich und ich finde es stark, dass Sie Ihre Kritik in dieser
wertvollen Offenheit vorbringen.
Losgelöst von dieser Abwehrreaktion vertrete ich die Auffassung, dass
wir sehr viele, der verfügbaren Potentiale benötigen werden, um die
Transformation zu einer nachhaltigen regenerativen Energieversorgung zu
schaffen. Dabei werden alle Komponenten, auch die, die ich in meiner vorausgegangenen Antwort an Sie kritisch betrachtet habe, eine wichtige Rolle spielen.
Ausgangspunkt meiner Zielbetrachtung ist, dass langfristig keine
nuklearen und keine fossilen Energieträger mehr energetisch genutzt
werden sollen. Deshalb
kann man durchaus auch dafür plädieren, die Transformation viel
langsamer anzugehen, als es Ansätze beschreiben, die vor Ende dieses
Jahrhunderts zu einer 100% Lösung kommen wollen. Wenn dies unser Ziel sein soll, dann bin ich der Meinung, sollte zunächst geprüft werden, welche Potentiale sich für welche Zwecke am besten eignen und wie diese gesamtwirtschaftlich am vorteilhaftesten verwendet werden können.
Aber genau das alles sollte ganzheitlich durchdacht, auf den Prüfstand gestellt und in seiner Entwicklung beobachtet werden, wenn milliardenschwere Anreizsysteme eingerichtet und unterhalten werden um diese Transformation zu flankieren. Welchen
Ausgleichsbedarf eine Elektrizitätsversorgung auf der Basis von Wind und
Sonne erfordert, war unabhängig von der Speichertechnologie Gegenstand
systematischer Analysen meiner Dissertation. Dabei ist längst nicht ausgemacht, dass selbst beschränkt auf Europa eine große Anzahl von Ländern in absehbarer Zeit bereit wäre, auf eine regenerative Elektrizitätsversorgung umzustellen und ein leistungsstarkes Übertragungsnetz aufzubauen. Was
bleibt ist ein Ausgleichsbedarf, der um Größenordnungen über den
Speichermöglichkeiten liegt, die uns heute zur Verfügung stehen. In
Fachkreisen relativ unstrittig ist die gute Eignung von
Pumpspeichersystemen für diese Aufgabe.
Deutschland ist im Begriff, sich für die Umstellung des Energiesystems,
einen straffen Zeitplan zu verordnen. Sollten
große Pumpspeichersysteme mittelfristig für diesen Ausgleich erwogen
werden, dann verbauen wir uns bei einer einseitigen Konzentration auf
den Ausbau der Windenergie zur kostengünstigen regenerativen
Stromerzeugung möglicherweise gute Speicherstandorte. |