Fjorde als
Superspeicher
|
|
Auswahlmenü
|
Folgende Frage wurde mir per Email gestellt: Ihr interessantes Ringwallkonzept scheint mir in abgewandelter Form ideal, um zum Beispiel einen der Fjorde in Norwegen, Schweden, Neufundland oder anderen Ländern in einen gigantischen Speicher für Energie aus Wind- und Wasserkraftwerken zu verwandeln. Durch die steilen Seitenwände ließe sich sehr kompakt eine Hunderte von Metern hohe Staumauer samt Turbinen errichten, überschwemmt würde vorwiegend unfruchtbares, kahles Land, das Fassungsvermögen wäre (inklusive der Seitentäler im Hinterland) gigantisch, und Wasser zum Hinaufpumpen würde dank des Meeres jederzeit und unbegrenzt zur Verfügung stehen. Ein derartiger Superspeicher inklusive unterseeischer Gleichstrom-Hochspannungsleitungen nach Mitteleuropa könnte z.B. für Norwegen zu einer sehr wichtigen und sicheren Einnahmequelle werden, wenn dort die Erdgas- und Erdölförderung zu Ende geht. Haben Sie schon etwas in diese Richtung geplant?
Derartige Überlegungen wurden bereits unabhängig von mir angestellt. Sie zeigen, dass die Speicherfrage im Grunde als technisch gelöst angesehen werden kann. Es handelt sich dabei um eine wirtschaftliche, ggf. ökologische, rechtliche und vor allen Dingen gesellschaftliche Herausforderung. Gegen gigantische Superspeicher spricht, dass bei einem Ausfall ganze Volkswirtschaften betroffen sein dürften und riesige Übertragungsleistungen auf sehr große Entfernungen errichtet werden müssen. Das träfe bei Überlegungen wie z.B. Desertec (Solarstrom für Europa aus der Sahara) oder bei einer erheblichen Konzentration der Windenergiegewinnung in der Nordsee und/oder Ostsee oder vorwiegender Speicherung in den Gebirgsseen Skandinaviens ebenso zu. Eine größere Anzahl kleinerer Speicher (die immer noch sehr groß sein müssen, gegenüber denen, die uns heute zur Verfügung stehen) und gut über die Regionen verteilt sind, führt zu einer wesentlich robusteren Stromversorgung, die nicht auf die Sicherung langer Übertragungswege angewiesen ist und Ausfälle einzelner Systeme viel leichter überbrücken kann. Der Aufbau eines kontinentalen Supergrids kann damit vermieden werden (Höchstspannungsnetz zur Fernübertragung größter elektrischer Leistungen, das auch landesweite Totalflauten ausgleichen kann). Beim Einsatz vieler regionaler Speicher handelt es sich um eine dezentrale Energieversorgung, bei der Erzeugung, Verbrauch und die bedarfsgerechte Verfügbarmachung der volatilen Energien aus Wind und Sonne möglichst verbrauchsnah gelöst werden. Kleinere Systeme lassen sich auch schneller errichten und bergen geringere Risiken bezüglich Kosten, Genehmigung und technischem Neuland, als wenn im ersten Schritt schon auf Terawattspeicher losgegangen wird. Kleinere Ringwallspeicher habe ich in der Zusammenfassung zu meinem Forschungen und den daraus abgeleiteten Vorschlägen beschrieben (siehe auch: Nutzung natürlicher Höhenunterschiede). |